16. Juni 2025

Anette Moesta (CDU): „Landesregierung verkennt Altersdiskriminierung“

Im Rah­men einer Land­tags­de­bat­te hat die CDU-Abge­­or­d­­ne­­te Anet­te Moes­ta der Lan­des­re­gie­rung eine gefähr­li­che Ver­harm­lo­sung des Pro­blems Alters­dis­kri­mi­nie­rung vor­ge­wor­fen. Laut Aus­kunft der Lan­des­re­gie­rung sei in Rhein­­land-Pfalz kei­ne sys­te­ma­ti­sche Alters­dis­kri­mi­nie­rung fest­stell­bar – eine Ein­schät­zung, die die senio­ren­po­li­ti­sche Spre­che­rin der CDU-Frak­­ti­on ent­schie­den zurückweist.

Die­se Aus­sa­ge ist nicht nur rea­li­täts­fern, son­dern auch gefähr­lich. Denn wer ein Pro­blem nicht erkennt, kann auch kei­ne Lösun­gen ent­wi­ckeln“, erklär­te Anet­te Moes­ta in ihrer Rede. Beson­ders kri­tisch sieht sie die Ten­denz der Lan­des­re­gie­rung, gesell­schaft­li­che Her­aus­for­de­run­gen zu igno­rie­ren, klein­zu­re­den oder an ande­re Stel­len zu dele­gie­ren. Auch beim The­ma Alters­dis­kri­mi­nie­rung feh­le eine kla­re Hal­tung. Die Lan­des­re­gie­rung ver­weist auf bestehen­de Ange­bo­te wie die Gemein­de­schwes­ter plus oder die Digi­bot­schaf­ter – doch die­se sei­en weder aus­rei­chend noch flä­chen­de­ckend verfügbar.

Anet­te Moes­ta beton­te, dass Alters­dis­kri­mi­nie­rung vie­len Men­schen in ganz unter­schied­li­chen Lebens­be­rei­chen begeg­ne. Ob im Bewer­bungs­ver­fah­ren, in der medi­zi­ni­schen Ver­sor­gung, in der digi­ta­len Welt oder bei poli­ti­schen Betei­li­gungs­pro­zes­sen – immer wie­der wür­den Men­schen allein auf­grund ihres Alters benach­tei­ligt oder nicht mehr ernst genom­men. Beson­ders pro­ble­ma­tisch sei, dass sol­che Erfah­run­gen häu­fig still­schwei­gend hin­ge­nom­men wür­den, da Alters­dis­kri­mi­nie­rung sel­ten offen zuta­ge tre­te. „Nur weil Dis­kri­mi­nie­rung nicht laut ist, heißt das nicht, dass sie nicht exis­tiert“, so die CDU-Politikerin.

Zahl­rei­che Stu­di­en und Erfah­rungs­be­rich­te wider­spre­chen dem Bild, das die Lan­des­re­gie­rung zeich­net. So hat eine Unter­su­chung der Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­stel­le des Bun­des erge­ben, dass fast die Hälf­te der Befrag­ten bereits Alters­dis­kri­mi­nie­rung erlebt hat. Auch der Sozi­al­ver­band Deutsch­land warnt vor nega­ti­ven Alters­bil­dern und struk­tu­rel­ler Benach­tei­li­gung. Die Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on ver­weist auf welt­wei­te Vor­ur­tei­le gegen­über älte­ren Men­schen und auf die damit ver­bun­de­nen sozia­len und gesund­heit­li­chen Risiken.

Anet­te Moes­ta ver­wies zudem dar­auf, dass der Thü­rin­ger Land­tag bereits einen kon­kre­ten Schritt gegan­gen sei und auf Initia­ti­ve der CDU den Schutz vor Alters­dis­kri­mi­nie­rung in die Lan­des­ver­fas­sung auf­ge­nom­men habe. In Rhein­­land-Pfalz hin­ge­gen habe die Regie­rungs­mehr­heit selbst den CDU-Vor­­­schlag für ein Senio­­ren-Teil­ha­­be- und Mit­be­stim­mungs­ge­setz abge­lehnt, das unter ande­rem die Ein­füh­rung von soge­nann­ten Senio­ren­lot­sen in den Kom­mu­nen vor­sah. Hier­durch wäre es mög­lich gewe­sen, in den Städ­ten und Ver­bands­ge­mein­den flä­chen­de­ckend eine senio­ren­ge­rech­te Struk­tur aufzubauen.

Nach Auf­fas­sung von Anet­te Moes­ta braucht es in Rhein­­land-Pfalz end­lich eine unab­hän­gi­ge Ana­ly­se zur Ver­brei­tung von Alters­dis­kri­mi­nie­rung, den Aus­bau geziel­ter Unter­­stü­t­­zungs- und Teil­ha­be­an­ge­bo­te für älte­re Men­schen sowie eine gesamt­ge­sell­schaft­li­che Sen­si­bi­li­sie­rung für die oft stil­len, aber wir­kungs­vol­len Mecha­nis­men der Aus­gren­zung. Vor allem aber sei eine kla­re Hal­tung erfor­der­lich: Alters­dis­kri­mi­nie­rung sei kei­ne Rand­no­tiz, son­dern ein ernst­zu­neh­men­des gesell­schaft­li­ches Pro­blem, das alle betref­fe – frü­her oder später.

Alters­dis­kri­mi­nie­rung ist die ein­zi­ge Form der Dis­kri­mi­nie­rung, von der wir – wenn wir alt genug wer­den – alle ein­mal betrof­fen sein wer­den. Es ist höchs­te Zeit, dass Rhein­­land-Pfalz die Augen öff­net, hin­sieht und han­delt“, so das Fazit der Christdemokratin.