Kinderbetreuung in Rheinland-Pfalz: Notbetreuung, Schließungen und finanzielle Herausforderungen – Was ist mit dem Kindeswohl?
In den Kindertagesstätten herrscht zunehmende Unruhe. Eltern klagen über Notbetreuung oder Schließungen, während Erzieherinnen und Erzieher mit den Herausforderungen ihrer pädagogischen Arbeit und dem Personalmangel kämpfen. Den Trägern fehlen zudem oft die finanziellen Mittel für dringend benötigte Investitionen in Gebäude und Ausstattung. Die zentrale Frage, die sich dabei stellt: Was ist mit dem Kindeswohl?
Um diese drängenden Themen zu diskutieren, kamen rund 40 Erzieherinnen, Träger sowie namhafte Vertreterinnen aus dem Bereich der Kinderbetreuung zusammen. Claudia Theobald, Vorsitzende des Verbandes Kita-Fachkräfteverbandes Rheinland-Pfalz, und Jutta Neideck, Vorsitzende des Landesverbandes Kindertagespflege Rheinland-Pfalz, waren dabei maßgeblich beteiligt. Die CDU-Landtagsabgeordnete Anette Moesta hatte die Initiative ergriffen und digital zu diesem Austausch eingeladen.
Jutta Neideck und Eugenia Roth eröffneten die Diskussion nach einer Einleitung von Anette Moesta MdL mit ersten Ausführungen. Dabei erläuterten sie die grundsätzliche Konzeption der Kindertagespflege und machten auf das zentrale Problem der fehlenden finanziellen Unterstützung durch das Land aufmerksam. Rechtlich ist die Tagespflege im U3-Bereich zwar den Kindertagesstätten gleichgestellt, finanziell jedoch nicht.
Anette Moesta verweist jedoch darauf, dass das Land Rheinland-Pfalz die Finanzierung den Kommunen und den Eltern überlasse, weshalb jede Kommune unterschiedliche Regelungen zur Kindertagespflege habe und eine gleichwertige Anerkennung und ein Ausbau erschwert werde. „Das Land muss sich aktiv an der Förderung beteiligen, um der Kindertagespflege den ihr zustehenden Platz einzuräumen. Gerade für unsere Kleinsten kann das eine wertvolle Unterstützung sein und Eltern sowie das Kindertagesstättensystem entlasten“, fasst die Landtagsabgeordnete zusammen. Auch die Vertreter der Kindertagesstätten begrüßten einen gut ausgebauten Betreuungsbereich in der Kindertagespflege.
Die Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass der Anspruch und die Realität im rheinland-pfälzischen Kitagesetz weit auseinanderliegen. Es wurden Hoffnungen geweckt, die aber aufgrund von Personalmangel und fehlender Finanzmittel bei den Kommunen nicht eingehalten werden können. Der Betreuungsschlüssel für Fachkräfte ist laut Claudia Theobald mit 1:10 viel zu hoch; auch Fachexperten empfehlen deutlich weniger Kinder pro betreuender Fachkraft. Andere Bundesländer sind hier schon weiter. Die teilnehmenden Erzieherinnen stimmten außerdem darin überein, dass die Qualität der Kinderbetreuung nicht vom Wohnort oder den finanziellen Möglichkeiten einer Kommune abhängig sein dürfe. Hier sehen sie das Land in der Pflicht, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Insgesamt wurde festgestellt, dass die Politik im Bereich der Kinderbetreuung mehr versprochen hat, als sie derzeit einhalten kann. „Ich werde mich weiterhin für eine Verbesserung der Situation einsetzen und konkrete Maßnahmen ergreifen, um die Herausforderungen im Kita-Bereich anzugehen“, betont die Landtagsabgeordnete Anette Moesta abschließend.