17. Juli 2023

Kinderbetreuung in Rheinland-Pfalz: Notbetreuung, Schließungen und finanzielle Herausforderungen – Was ist mit dem Kindeswohl?

In den Kin­der­ta­ges­stät­ten herrscht zuneh­men­de Unru­he. Eltern kla­gen über Not­be­treu­ung oder Schlie­ßun­gen, wäh­rend Erzie­he­rin­nen und Erzie­her mit den Her­aus­for­de­run­gen ihrer päd­ago­gi­schen Arbeit und dem Per­so­nal­man­gel kämp­fen. Den Trä­gern feh­len zudem oft die finan­zi­el­len Mit­tel für drin­gend benö­tig­te Inves­ti­tio­nen in Gebäu­de und Aus­stat­tung. Die zen­tra­le Fra­ge, die sich dabei stellt: Was ist mit dem Kindeswohl?

Um die­se drän­gen­den The­men zu dis­ku­tie­ren, kamen rund 40 Erzie­he­rin­nen,  Trä­ger sowie nam­haf­te Ver­tre­te­rin­nen aus dem Bereich der Kin­der­be­treu­ung zusam­men. Clau­dia Theo­bald, Vor­sit­zen­de des Ver­ban­des Kita-Fach­­kräf­­te­­ver­­­ban­­des Rhein­­land-Pfalz, und Jut­ta Nei­deck, Vor­sit­zen­de des Lan­des­ver­ban­des Kin­der­ta­ges­pfle­ge Rhein­­land-Pfalz, waren dabei maß­geb­lich betei­ligt. Die CDU-Lan­d­­tags­­a­b­­ge­or­d­­ne­­te Anet­te Moes­ta hat­te die Initia­ti­ve ergrif­fen und digi­tal zu die­sem Aus­tausch eingeladen.

Jut­ta Nei­deck und Euge­nia Roth eröff­ne­ten die Dis­kus­si­on nach einer Ein­lei­tung von Anet­te Moes­ta MdL mit ers­ten Aus­füh­run­gen. Dabei erläu­ter­ten sie die grund­sätz­li­che Kon­zep­ti­on der Kin­der­ta­ges­pfle­ge und mach­ten auf das zen­tra­le Pro­blem der feh­len­den finan­zi­el­len Unter­stüt­zung durch das Land auf­merk­sam. Recht­lich ist die Tages­pfle­ge im U3-Bereich zwar den Kin­der­ta­ges­stät­ten gleich­ge­stellt, finan­zi­ell jedoch nicht.

Anet­te Moes­ta ver­weist jedoch dar­auf, dass das Land Rhein­­land-Pfalz die Finan­zie­rung den Kom­mu­nen und den Eltern über­las­se, wes­halb jede Kom­mu­ne unter­schied­li­che Rege­lun­gen zur Kin­der­ta­ges­pfle­ge habe und eine gleich­wer­ti­ge Aner­ken­nung und ein Aus­bau erschwert wer­de. „Das Land muss sich aktiv an der För­de­rung betei­li­gen, um der Kin­der­ta­ges­pfle­ge den ihr zuste­hen­den Platz ein­zu­räu­men. Gera­de für unse­re Kleins­ten kann das eine wert­vol­le Unter­stüt­zung sein und Eltern sowie das Kin­der­ta­ges­stät­ten­sys­tem ent­las­ten“, fasst die Land­tags­ab­ge­ord­ne­te zusam­men. Auch die Ver­tre­ter der Kin­der­ta­ges­stät­ten begrüß­ten einen gut aus­ge­bau­ten Betreu­ungs­be­reich in der Kindertagespflege.

Die Dis­kus­si­ons­teil­neh­mer waren sich einig, dass der Anspruch und die Rea­li­tät im rhein­­land-pfäl­­zi­­schen Kita­ge­setz weit aus­ein­an­der­lie­gen. Es wur­den Hoff­nun­gen geweckt, die aber auf­grund von Per­so­nal­man­gel und feh­len­der Finanz­mit­tel bei den Kom­mu­nen nicht ein­ge­hal­ten wer­den kön­nen. Der Betreu­ungs­schlüs­sel für Fach­kräf­te ist laut Clau­dia Theo­bald mit 1:10 viel zu hoch;  auch Fach­ex­per­ten emp­feh­len deut­lich weni­ger Kin­der pro betreu­en­der Fach­kraft. Ande­re Bun­des­län­der sind hier schon wei­ter.  Die teil­neh­men­den Erzie­he­rin­nen stimm­ten außer­dem dar­in über­ein, dass die Qua­li­tät der Kin­der­be­treu­ung nicht vom Wohn­ort oder den finan­zi­el­len Mög­lich­kei­ten einer Kom­mu­ne abhän­gig sein dür­fe. Hier sehen sie das Land in der Pflicht, ent­spre­chen­de Maß­nah­men zu ergreifen.

Ins­ge­samt wur­de fest­ge­stellt, dass die Poli­tik im Bereich der Kin­der­be­treu­ung mehr ver­spro­chen hat, als sie der­zeit ein­hal­ten kann. „Ich wer­de mich wei­ter­hin für eine Ver­bes­se­rung der Situa­ti­on ein­set­zen und kon­kre­te Maß­nah­men ergrei­fen, um die Her­aus­for­de­run­gen im Kita-Bereich anzu­ge­hen“, betont die Land­tags­ab­ge­ord­ne­te Anet­te Moes­ta abschließend.