Aufschlussreiche Informationsveranstaltung zur neuen EU-Pflanzenschutzverordnung „Wir müssen auch die Ernährungssicherheit in den Blick nehmen“
Um die von der Europäischen Union geplante neue Pflanzenschutzmittelverordnung ging es bei dem digitalen Austausch mit der Europaabgeordneter Christina Schneider und Prof. Jan Petersen von der Technischen Hochschule in Bingen, zu dem Anette Moesta, MdL eingeladen hatte.
So soll nach dem Entwurf der Kommission bis 2030 die Verwendung des Pflanzenschutzmittel (PSM) ‑Einsatzes um 50 % reduziert werden. In Schutzgebieten soll kein Einsatz mehr möglich sein. Doch was würde das für unsere Landwirte und für uns alle bedeuten?
„Unsere Heimat ist von Landwirtschaft geprägt und die angedachte Verordnung hat massive Auswirkungen darauf“, so Christine Schneider. Die Europaabgeordnete fordert deshalb eine Gesetzesfolgeeinschätzung, die die Ernährungsversorgung und den Artenschutz einbezieht. Dies hat die Bundesregierung im Europäischen Rat nicht unterstützt, obwohl viele Länder, wie z. B. Baden-Württemberg die neue Verordnung in der vorliegenden Form ablehnen, da Landwirte und Winzer hart getroffen werden – darunter leidet nicht zuletzt auch auch die Ernährungssicherheit in Deutschland.
Schneider wies darauf hin, dass auch im ökologische Landbau PSM, wie z. B. Kupfer eingesetzt werden. Wichtig ist nach Auffassung von Schneider, dass es Anreize für alternative PSM-Produkte gibt, punktgenaue Ausbringung und schnellere Zulassungsverfahren. Kritisch bewertete Schneider auch, dass das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur (NRL) den Zustand von 1950 herstellen möchte. In der Ausweisung von Schutzgebieten liegt Deutschland in Europa vorne, d. h. andere Länder haben weit weniger Schutzgebiete ausgewiesen und sind deshalb von der Verordnung auch weniger betroffen.
Seinerzeit hatte die Politik in Deutschland die Landwirte um Mitarbeit gebeten und Zusagen zur Nutzung gemacht. So wären z. B. an der Mosel 90 % der Flächen von der Verordnung betroffen und insgesamt rd. 35 % der Flächen in Rheinland-Pfalz.
Prof. Jan Petersen erläuterte, dass die Grundlage für die Pflanzenschutzverordnung der Biodiversitätsverlust sei. Es würde sich hier seitens der EU auf den Pflanzenschutz fokussiert und andere Faktoren, wie z. B. Habitatsverlust, Vergrößerung der Flächen, Veränderung der Wirtschaftsweisen würden jedoch nicht betrachtet. Für ihn stellt sich deshalb auch die Frage, ob mit der Verordnung überhaupt das gesetzte Ziel erreicht werden könne. Kritisch sieht er auch, wenn Gebiete aus der Landwirtschaft aussteigen: „Was passiert, wenn keine Bewirtschaftung mehr stattfindet?“
In der anschließenden Diskussion mit Vertretern der Landwirtschaft wurden auch Themen wie Sensortechnik, die Schwierigkeiten von Forschung und Entwicklung sowie das geringe Interesse der Agrarchemie in Europa angesprochen. Wichtig war den landwirtschaftlichen Vertretern, darauf hinzuweisen, dass sich im Pflanzenschutz sehr viel verändert hat: Die Dosierung sei heute schon sehr genau und wird engmaschig kontrolliert. Auch die Nahrungssicherheit war allen wichtig, denn es nütze niemanden die Abhängigkeit bei Nahrung für Deutschland durch Importe zu verstärken und die Probleme in anderen Ländern zu verschieben und letztlich die Augen davon zu verschließen.
Wichtig war allen Beteiligten, dass es gilt Verbraucher verstärkt über die Nutzung und den Nutzen von Pflanzenschutzmitteln aufzuklären. Einig waren sich alle, dass diese Verordnung so nicht kommen darf: „PSM sind entscheidend ist für die Ernährungssicherheit in Deutschland, unsere Kulturlandschaft und die Existenz von Landwirten und Winzern.“
„Naturschutz und Landwirtschaft müssen kooperieren und gemeinsam einen Weg finden, denn Nachhaltigkeit bedeutet Ökologie, Ökonomie und Soziale Sicherung in Einklang zu bringen“, fasst Anette Moesta MdL die Infoveranstaltung zusammen.