10. Okto­ber 2022

Das Land Rheinland-Pfalz erzwingt Steuererhöhungen von den Bürgern und entzieht zahlreichen Kommunen im Landkreis Mayen-Koblenz Gelder

Das Land ord­net die Kom­mu­nal­fi­nan­zen neu, weil die kom­mu­na­le Finanz­aus­stat­tung nach bis­he­ri­ger Art zu gering und ver­fas­sungs­wid­rig ist. „Her­aus­ge­kom­men ist aller­dings eine Reform, die zahl­rei­chen Kom­mu­nen Gel­der ent­zieht, statt sie zu stär­ken und mit erzwun­ge­nen Steu­er­erhö­hun­gen zu Las­ten der Ein­woh­ner und Unter­neh­men ver­bun­den ist“, so Jörg Lem­pertz, stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der der CDU-Kreis­­tags­­frak­­ti­on Mayen-Koblenz.

Nivel­lie­rungs­sät­ze – die­sen Begriff wird man in den nächs­ten Wochen und Mona­ten häu­fi­ger im Zuge der Haus­halts­be­ra­tun­gen der Städ­te und Gemein­den im Land­kreis May­en-Koblenz hören. Ein­fach erklärt: Durch das Sys­tem des Kom­mu­na­len Finanz­aus­gleichs sind die Kom­mu­nen prak­tisch gezwun­gen, ihre Hebe­sät­ze für die Gemein­de­steu­ern zu erhöhen.

Und letz­te­re sol­len nach dem Wil­len der rhein­­land-pfäl­­zi­­schen Lan­des­re­gie­rung stei­gen: Bei der Grund­steu­er B um stol­ze 100 Punk­te auf 465 Pro­zent, für die Grund­steu­er A um 45 Punk­te auf 345 und bei der Gewer­be­steu­er um 15 Punk­te. In Zei­ten stei­gen­der Ener­gie­kos­ten führt dies zu einer wei­te­ren finan­zi­el­len Belas­tung für die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger. Nicht nur die Grund­stücks­be­sit­zer müs­sen die erhöh­te Grund­steu­er zah­len, son­dern über die Neben­­­kos­­ten-Abrech­nun­­gen auch die Mie­te­rin­nen und Mieter.

Schar­fe Kri­tik am Vor­ge­hen der Lan­des­re­gie­rung gibt es von der CDU-Kreis­­tags­­frak­­ti­on May­en-Koblenz. Aus Mainz heißt es, dass Städ­te, Krei­se und Gemein­den 275 Mil­lio­nen Euro mehr vom Land als im Jahr 2022 erhal­ten. Das hört sich zunächst gut an, doch bei genau­er Betrach­tung ist dies Augen­wi­sche­rei. Ver­schwie­gen wird näm­lich, dass die Groß­sum­me in Höhe von 170 Mil­lio­nen Euro die soge­nann­ten finanz­star­ken Kom­mu­nen auf­brin­gen müs­sen, denen genau die­se Sum­me abge­zo­gen wird. Hier wird also Kom­mu­nen das Geld ent­zo­gen, um ande­re Kom­mu­nen zu unter­stüt­zen, statt Lan­des­gel­der in aus­kömm­li­cher Höhe bereit zu stellen.

Wie die aktu­el­len Berech­nun­gen des Lan­des auf­zei­gen, sind die Aus­wir­kun­gen für den hie­si­gen Bereich dra­ma­tisch: Alle Ver­bands­ge­mein­den des Land­krei­ses sowie die Städ­te May­en und Ander­nach erlei­den durch die Neu­ord­nung finan­zi­el­le Nach­tei­le, die sich je Kom­mu­ne zwi­schen 567.000 Euro bis zu 2,8 Mio. Euro bewegen!

Gewin­ner der Reform sind über­wie­gend die gro­ßen kreis­frei­en Städ­te, wäh­rend die Ver­bands­ge­mein­den und sehr vie­le Orts­ge­mein­den zu den Ver­lie­rern zählen.

Des Wei­te­ren ist die erzwun­ge­ne Anhe­bung der Steu­er­sät­ze ein völ­lig fal­sches Signal zur fal­schen Zeit“, so der stell­ver­tre­ten­de CDU-Frak­­ti­ons­­vor­­­si­t­­zen­­de Jörg Lem­pertz, der in die­sem Zusam­men­hang auf die aktu­el­le hohe Infla­ti­on sowie die Preis­stei­ge­run­gen bei Ener­gie­kos­ten und Lebens­mit­teln hinweist.

Der Geschäfts­füh­rer der Kreis­tags­frak­ti­on, Horst Hohn, unter­mau­ert: „Mas­si­ve Kri­tik am Vor­ge­hen der Lan­des­re­gie­rung äußer­te inzwi­schen auch der Bund der Steu­er­zah­ler Rhein­­land-Pfalz sowie der Vor­sit­zen­de des Lan­des­ver­ban­des der Haus‑, Woh­­nungs- und Grund­ei­gen­tü­mer von Rhein­­land-Pfalz e.V.. Die Erhö­hung der Nivel­lie­rungs­sät­ze sei bil­lig für die Lan­des­kas­se, aber teu­er für die Bür­ger und Betrie­be, heißt es von dort.“

Gleich zwei Mal hat­te der Ver­fas­sungs­ge­richts­hof fest­ge­stellt, dass in Rhein­­land-Pfalz die kom­mu­na­le Finanz­aus­stat­tung zu gering und seit 2007 ver­fas­sungs­wid­rig ist. Eine Neu­reg­lung nach den Vor­ga­ben des VGH zum 01.01.2023 war somit geboten.

 „Wenn der Bund und das Land immer mehr Pflich­ten an die Kom­mu­nen abgibt, von über­ge­ord­ne­ter Stel­le die Erfül­lung von immer kom­ple­xe­ren Stan­dards ver­langt wird, muss dafür auch die Gegen­fi­nan­zie­rung ste­hen“, führt Kreis­tags­mit­glied und VG-Bür­­ger­­meis­­ter Tho­mas Przy­byl­la, der auch Kreis­grup­pen­vor­sit­zen­der des Gemein­­de- und Städ­te­bun­des ist, empört aus.

Die finan­zi­el­le Aus­stat­tung der Kom­mu­nen muss end­lich deut­lich ver­bes­sert wer­den und das neue Lan­des­fi­nanz­aus­gleich­ge­setz an die aktu­el­le Situa­ti­on ange­passt wer­den, so das Fazit der Kreistagsfraktion.