21. März 2022

Facebook: Stellungnahme wirft mehr Fragen auf als Antworten zu geben

In der gest­ri­gen Sit­zung des Aus­schus­ses für Digi­ta­les, digi­ta­le Infra­struk­tur und Medi­en (ADIM) wur­de die gut­ach­ter­li­che Stel­lung­nah­me zur Face­­book-Wer­­be­pra­xis des rhein­­land-pfäl­­zi­­schen Umwelt­mi­nis­te­ri­ums vor­ge­stellt. Nach anschlie­ßen­den, gemein­sa­men Bera­tun­gen stel­len CDU-Lan­d­­tags­­frak­­ti­on und die FREIE WÄHLER- Land­tags­frak­ti­on fest, dass mit der Bespre­chung der Stel­lung­nah­me mehr Fra­gen auf­ge­wor­fen wur­den, als Ant­wor­ten gelie­fert. Aus die­sem Grund kün­di­gen die bei­den Frak­tio­nen gemein­sam an, den Lan­des­rech­nungs­hof anschrei­ben zu wollen.

Sie kön­nen die bei­den Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten Peter Mos­kopp (CDU) und Ste­phan Wefel­scheid (FREIE WÄHLER), die für ihre Frak­tio­nen den The­men­kom­plex „Face­­book-Skan­­dal“ im Umwelt­mi­nis­te­ri­um bear­bei­ten, wie folgt zitieren:

Ste­phan Wefel­scheid: „Zunächst ein­mal ist fest­zu­hal­ten, dass kein Gut­ach­ten erstellt wur­de, son­dern eine gut­ach­ter­li­che Stel­lung­nah­me. Die­ser Unter­schied sei fein, aber für die Bewer­tung gra­vie­rend, denn die beauf­trag­te Kanz­lei hat kei­ne eige­ne Eva­lua­ti­on der Daten vor­ge­nom­men, son­dern ledig­lich auf Vor­la­gen des Minis­te­ri­ums zurück­ge­grif­fen. Die gut­ach­ter­li­che Stel­lung­nah­me habe 40.000,- EUR gekos­tet, aber in dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Sach­ver­halt kei­ne wirk­li­chen Ant­wor­ten gelie­fert. Auch wenn es eine moder­ne The­ma­tik sei, zu der erst weni­ge höchst­rich­ter­li­che Urtei­le vor­lä­gen, hät­te ich erwar­tet, dass die gut­ach­ter­li­che Stel­lung­nah­me sich im Detail mit der kon­kre­ten Sache selbst tie­fer befasst, ins­be­son­de­re im Hin­blick auf die streit­ge­gen­ständ­li­chen 174 Wer­be­an­zei­gen. Das war aber nicht der Fall.“

Peter Mos­kopp: „Fakt ist: Die gut­ach­ter­li­che Stel­lung­nah­me sieht mas­si­ve Feh­ler bei der Face­­book-Wer­­be­pra­xis des Umwelt­mi­nis­te­ri­ums. Die Art und Wei­se, wie auf Face­book gewor­ben wur­de ist ille­gal. Unter dama­li­ger Lei­tung von Minis­te­rin Anne Spie­gel wur­den schwe­re Feh­ler bei der Anzei­gen­schal­tung gemacht. Auf Steu­er­zah­ler­kos­ten wur­de ‚grü­ne Wer­bung‘ ver­öf­fent­licht. Der Fall riecht somit schwer nach ille­ga­ler Par­tei­en­fi­nan­zie­rung – also Par­tei­wer­bung aus Steu­er­gel­dern, wie es auch der TV-Mode­ra­­tor Jan Böh­mer­mann nannte.”
Kri­tisch bewer­ten CDU-Frak­­ti­on und FREIE WÄHLER, dass auch Fra­gen wer für die Aus­wahl der Ein­zel­punk­te zum Micro­tar­ge­ting zustän­dig gewe­sen ist, nicht beant­wor­tet wer­den konn­ten. „Wenn ein Par­tei­mit­glied von Bündnis90/Die Grü­nen hier als Minis­te­ri­ums­mit­ar­bei­ter die Aus­wahl getrof­fen hät­te, hät­te dies natür­lich auch Aus­wir­kun­gen auf eine Bewer­tung mit Blick auf Com­pli­ance und uner­laub­ter Par­tei­en­fi­nan­zie­rung“, erklä­ren Mos­kopp und Wefelscheid.

Der Par­la­men­ta­ri­sche Geschäfts­füh­rer der FREIE WÄH­­LER-Lan­d­­tags­­frak­­ti­on, Ste­phan Wefel­scheid zieht fol­gen­des Fazit: „Die­se gut­ach­ter­li­che Stel­lung­nah­me wirft für mich mehr Fra­gen auf, als sie Ant­wor­ten lie­fert. War­um wur­den die 174 Wer­be­an­zei­gen nicht einer Ein­zel­fall­be­wer­tung unter­zo­gen? Wie­so wur­de an kei­nem ein­zi­gen Punkt zu dem umstrit­te­nen Pos­ting der „radeln­den Minis­te­rin Spie­gel“ Stel­lung genommen?“
Mos­kopp merkt an, dass sehr auf­fäl­lig sei, dass das Umwelt­mi­nis­te­ri­um – allen vor­an Minis­te­rin Eder – und auch die Ampel­par­tei­en wei­ter­hin bemüht sind, die ver­fas­sungs­wid­ri­ge Wer­be­pra­xis klein­zu­re­den – „das haben wir bereits in den Ple­nar­de­bat­ten und auch im Aus­schuss wie­der deut­lich gemerkt.“ Der Obmann der CDU-Lan­d­­tags­­frak­­ti­on im Medi­en­aus­schuss regt an, die gesam­te Online-Wer­­be­pra­xis der Lan­des­re­gie­rung, aller Minis­te­ri­en und nach­ge­ord­ne­ten Behör­den kri­tisch zu hin­ter­fra­gen. Der CDU- Land­tags­ab­ge­ord­ne­te behält sich vor, das The­ma, erneut auf die Agen­da einer der nächs­ten Sit­zun­gen des rhein­­land-pfäl­­zi­­schen Land­tags zu heben.

Nach der Vor­stel­lung der gut­ach­ter­li­chen Stel­lung­nah­me sehen sich die Frak­tio­nen von CDU und FREIEN WÄHLERN in der Annah­me bestä­tigt, dass das Minis­te­ri­um nicht zur grund­le­gen­den Sach­ver­halts­auf­klä­rung bei­getra­gen habe. Des­halb wer­den bei­de Frak­tio­nen nun­mehr den Prä­si­den­ten des Lan­des­rech­nungs­hofs anschrei­ben und um eine Son­der­prü­fung des Vor­gangs beten.